Das Gärtnerplatztheater

Das Gärtnerplatztheater in München

Foto: AndreasPraefcke; Lizenz CC-BY SA-3.0

Das Gärtnerplatz-Theater wurde 1865 in der Münchner Isarvorstadt auf private Initiative als Actien-Volkstheater begründet. Das in Architektur und Dekoration spätklassizistisch gestaltete Theater wurde nach den Entwürfen von Franz Michael Reifenstuel gebaut. Als bürgerliches Pendant zu den Hoftheatern erbaut, geriet das Theater jedoch bald in finanzielle Schwierigkeiten; König Ludwig II. machte es 1872 zur dritten Hofbühne. Auf dem Spielplan standen von Anfang an Operetten – zur Eröffnung spielte man Jacques Offenbachs Einakter „Salon Pitzelberger“ unter dem Titel „Eine musikalische Soirée in der Vorstadt“. Darin veranstaltet ein reich gewordener Bürger eine Abendgesellschaft, die er durch den Auftritt prominenter Sänger von der Hofoper krönen will; als die Künstler es trotz ansehnlicher Gage im letzten Moment unschicklich finden, bei ihm aufzutreten, schlüpft seine Tochter in die Rolle der Sopranistin, ihr Geliebter gibt den Tenor und er selbst den Heldenbariton.

Neben dem damals gerade erst entstandenen Genre Operette gab es Singspiele, bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts standen aber auch Possen, musikalische Schwänke und Volksstücke auf dem Spielplan. 1937 ging das Theater an den Freistaat Bayern über und wurde Staatsoperette. Ursprüngliche Pläne für einen Abriss und anschließenden Neubau wurden nicht umgesetzt; stattdessen erfolgte eine grundlegende Renovierung. Wiedereröffnet wurde das Theater am 20. November 1937 mit einer Aufführung von „Die Fledermaus“ – es war damit die erste und einzige staatliche Operettenbühne. Nach dem Krieg setzte sich dann eine Öffnung des Repertoires, in dem es bis dahin wenige Opern gegeben hatte, durch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste wegen Kriegsschäden zunächst im Ausweichquartier in der Schornstraße gespielt werden; doch schon 1948 wurde der Spielbetrieb am Gärtnerplatz wiederaufgenommen. 1952-1955 wurde das Theater zusammen mit der Bayerischen Staatsoper von Rudolf Hartmann geleitet. Wieder unter eigener Direktion, trägt es seit 1955 den Namen Staatstheater am Gärtnerplatz. Unter den folgenden Intendanzen wurde das Repertoire kontinuierlich erweitert. Heute ist das Gärtnerplatztheater neben dem Nationaltheater Münchens zweites Opernhaus sowie das einzige Theater, in dem klassische Operetten und moderne Musicals nebeneinander auf dem Spielplan stehen.

Seit der Spielzeit 2012/13 leitet Josef Ernst Köpplinger als Staatsintendant das Haus. Er war zuletzt Intendant des Stadttheaters Klagenfurt. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet Köpplinger an der Schärfung des Profils des Gärtnerplatztheaters, das Musiktheater in all seiner Vielfalt zeigen soll und in engem Kontakt mit seinem Publikum und den Menschen in München stehen möchte. Seit Mai 2012 wird das Gebäude generalsaniert. Der Spielbetrieb findet währenddessen in verschiedenen Spielstätten, wie z. B. dem Cuvilliéstheater, dem Deutschen Theater, dem Prinzregententheater, der Alten Kongresshalle oder der Reithalle statt. Zum 150-jährigen Jubiläum im Jahr 2015 soll das Theater am Gärtnerplatz wieder feierlich eröffnet werden.